Das Projekt Bürokratie-Therapie (seit 2005)
Bürokratismus ist der kranke Zustand von Bürokratie. Zahlreiche Praxisbeispiele verdeutlichen, dass dieser beispielsweise durch geringe Problemlösungsorientierung und schablonenhaftes Agieren bei der Anwendung von Gesetzen entstehen kann.
Aber auch staatliche Institutionen, die durch Beiträge finanziert werden und große Bürokratietreiber sind, fallen auf durch große Verwaltungskosten oder Intransparenz bzgl. ihrer Mittelverwendung und deren Kontrolle. Diese bleiben bislang bei Bürokratie-Abbaubestrebungen aber außen vor.
Die Werner Bonhoff Stiftung ermutigt unternehmerische Menschen, ihre Bürokratismus-Erfahrungen zu teilen, damit Probleme sichtbar werden. Durch die Veröffentlichung der geprüften Erfahrungsberichte wird Verbesserungsbedarf in der öffentlichen Verwaltung aufgezeigt und Lernprozesse „von unten nach oben“ (bottom-up) angestoßen.
Herausragende Fälle würdigt die Stiftung 2025 bereits zum 18. Mal mit dem „Werner-Bonhoff-Preis-wider-den-§§-Dschungel“. Eine Auswahl lehrreicher Fälle stellt sie in ihrer frei zugänglichen Fallsammlung zur Verfügung.
Die Wanderausstellung zeigt eine Auswahl inspirierender Fälle unternehmerischer Menschen, die (wie im namensgebenden Märchen) nicht still blieben, sondern mit ihrer Kritik bestehende Probleme sichtbar machen und sich damit für die Verbesserung konkreter Bürokratie-Probleme einsetzen.
Worum es geht und warum Ihre Mithilfe unverzichtbar ist, erschließt sich schnell, wirft man einen Blick auf die Grundstruktur des Mitmachprojekts Bürokratie-Therapie.
Struktur
Fallschilderung von Unternehmern: Unsere Fallsammlung
Unsere Fallsammlung bietet die Aufbereitung echter Erfahrungsberichte von Unternehmern aus Deutschland mit Bürokratie als Anschauungsmaterial. Sie wird laufend ergänzt. Die Erfahrungsberichte werden von unserem Stiftungsteam geprüft und in Falldarstellungen gefasst.
Diese Falldarstellung wird dem Teilnehmer vorgelegt. Nur, wenn der jeweilige Unternehmer sein Einverständnis zur Veröffentlichung erteilt, wird der Fall sodann unter Namensnennung in unserer Fallsammlung veröffentlicht. In geeigneten Fällen werden die Erfahrungsberichte als sog. „Meldung“ ohne Namensnennung dargestellt.
Diese Erfahrungsberichte von Unternehmern aus ganz Deutschland sammeln wir seit Beginn unserer Initiative „Unternehmer und bürokratische Hürden“ / bureaucratic transparency.
In der Nutzbarmachung der Berichte als Anschauungsmaterial liegt bereits eine der vielfältigen Früchte im Sinne der Bonhoff-Methode.
Wenn Sie ein Stichwort und/oder eine Meldung in unserer Fallsammlung vermissen, senden Sie uns bitte umgehend eine Meldung über Ihre entsprechende Bürokratie-Erfahrung. Entweder, indem Sie kurz drei Fragen beantworten, oder per Post oder Fax.
Falls Sie bereits eine Meldung in unserer Fallsammlung finden, die einem Ihrer Erlebnisse entspricht, so teilen Sie uns auch das bitte mit. Häufungen sind aussagekräftig.
Dieses Anschauungsmaterial unserer Fallsammlung ist ein Beitrag für ein kritisches und erfolgreiches Unternehmertum. Diese Transparenz motiviert nicht nur Unternehmer, sondern auch staatliche Institutionen, ihre Möglichkeiten und Potenziale im Sinne des Gemeinwohls für gute Einzelfalllösungen auszuschöpfen. Verbesserung durch Transparenz ist unser Ziel.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
„Quasi-Behörden“als teure Bürokratie-Treiber?
Staatliche Institutionen und „Quasi-Behörden“als teure Bürokratie-Treiber?
Einige staatliche Institutionen, treten nicht als Behörden auf, sind jedoch durch (Zwangs-) Beiträge und Steuergelder finanziert. Jede von ihnen führt ein Eigenleben. Einige Beispiele sind die Deutsche Rentenversicherung, die gesetzlichen Krankenkassen oder auch die Bundesagentur für Arbeit.
Zahlreiche dieser „Kollosse“ verwalten gewaltige Summen. Einigen von ihnen fehlt es an Transparenz bzgl. ihrer Mittelverwendung, einigen fehlt es an einer verlässlichen Kontrollinstanz.
Fast allen ist in der Praxis gemein, dass sie den Bürgern und Unternehmen gesondert gegenübertreten. Sie arbeiten alle nebeneinander, geprägt von bürokratischen Abläufen und starren Verfahren. Bei Bürokratie-Abbaubestrebungen bleiben sie jedoch bislang außen vor.
Können die Aufgaben dieser Institutionen besser erfüllt werden, mit weniger Kosten oder / und weniger bürokratischem Aufwand, insbesondere für Unternehmer?
Sind diese Institutionen und “Quasi-Behörden“ gut organisiert?
Werden ihre Kosten und ihre Mittelverwendung gegenüber den Beitragszahlern überzeugend gerechtfertigt?
Ihre Hinweise und Erfahrungen sind gefragt!
Wir wollen Realzustände erfassen, um im Sinne einer guten Debatte mehr Licht in (noch) dunkle Bereiche zu bringen, Verbesserungsbedarf sichtbar zu machen und einen konstruktiven Handlungsauftrag im Interesse der Allgemeinheit und v.a. der Beitragszahler, zu adressieren.
Im Sinne unseres Mitmachprojektes sind wir daher für Ihre Hinweise, eigene Erfahrungen und Beobachtungen dankbar, um die Institutionen beleuchten, die mit staatlichen Geldern, (Zwangs-)Beiträgen und Gebühren arbeiten, jedoch Defizite in den Bereichen Mittelverwendung (Transparenz), Funktionalität und / oder Kontrolle aufweisen.
Welche Anstalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zahlen „Ruhegelder“?
Bei der Stiftung war bis vor kurzem unbekannt, was beim RBB praktiziert wird: Leitende Mitarbeitende erhielten in ihren Verträgen einen Anspruch auf „Ruhegeld“. Dies ist nicht etwa eine Rentenzahlung, sondern eine monatliche Zahlung, die nach dem Ausscheiden gezahlt wird, wohl bis zum Rentenbeginn.
Bei der ehemaligen Intendantin des RBB wurde gerade veröffentlicht, dass sie dieses „Ruhegeld“ in Höhe von 18.300 EUR pro Monat erhält. In Anbetracht dessen, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk hauptsächlich durch die Rundfunkabgaben („GEZ-Gebühr“) und Werbeeinnahmen finanziert, fragt man sich, ob solche Zahlungen einer sachgerechten Mittelverwendung entsprechen.
Und man fragt sich auch, wo diese Praxis noch vorkommt? Beim NDR? WDR? BR? HR?
Hier sind Sie gefragt!
Vielleicht gelingt es den Beitragszahlern solche Praktiken ans Licht zu holen.
Dschungel der verselbstständigten Bürokratien
Dschungel der verselbstständigten Bürokratien:
Der verborgene öffentlich-rechtliche Sektor
Ein Dankeschön vorweg: Wir danken den zahlreichen Menschen, die uns sachdienliche Hinweise gegeben und Fälle zur Auswertung zur Verfügung gestellt haben und all jenen, die uns in Zukunft noch an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Erst diese konkreten Beiträge ermöglichen diese kritische Zusammenstellung und das Wirken unseres Projektes.
Nach den Erkenntnissen unserer Fallauswertungen gehört der große verborgene öffentlich-rechtliche Sektor in Deutschland, mit etwa 1.000 verselbstständigten Bürokratien, zu den Hauptverursachern bürokratischer Probleme. Insbesondere Kleinunternehmer werden von diesen verselbstständigten Bürokratien immer wieder überrascht, zuweilen stark belastet und sogar überfordert, wie unsere Fallsammlung zeigt. Sie bleiben bislang bei den Bürokratieabbaubestrebungen jedoch weitgehend unbeachtet.
Mit Ihrer Hilfe machen wir die Probleme mit diesem verborgenen öffentlich-rechtlichen Sektor nachhaltig sichtbar, wodurch Verbesserungen ermöglicht und eingefordert werden. Denn Ihr Wissen, was schief läuft, darf nicht verloren gehen.
Dieses Anschauungs- und Lehrmaterial leistet mit Ihrer Hilfe wichtige Beiträge für das Gemeinwohl. Uns interessiert sehr, welche Hürden Sie im Zusammenhang mit einer verselbstständigten Bürokratie erlebt haben.
Was haben Sie erlebt?
Kennen Sie weitere verselbstständigte Bürokratien? Wir freuen uns über jede Meldung!
Die Kritik an der Praxis der zahlreichen verselbstständigten Bürokratien in Deutschland haben wir begonnen, zu bündeln. Den Anfang machen:
verselbstständigte Bürokratien
Verselbstständigte Bürokratien, die nachweislich ihre Nützlichkeit verloren haben.
Anlässlich der Verleihung des „Werner Bonhoff Preis“ 2010 an den Bezwinger des Fonds zur Absatzförderung der deutschen Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft, Georg Heitlinger, haben wir sogleich eine Gruppe verselbstständigter Bürokratien gebildet, die ihre Nützlichkeit verloren haben.
1. Fonds zur Absatzförderung der deutschen Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft, der mit Entscheidung des BVerfG vom 03. Februar 2009 für rechtswidrig erklärt wurde. Damit endete die direkte oder indirekte Zahlungspflicht für rund 380.000 landwirtschaftliche Betriebe und es endete der Mittelfluß (ca. 90 Mio. EUR jährlich) aus diesem Fonds in seine bisherigen „Trabanten“:
- Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA)
- Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Land- und Ernährungswirtschaft GmbH (ZMP)
Der Stand der vermögensmäßigen Abwicklung ist uns derzeit nicht bekannt. Die Selbstdarstellung des Absatzfonds finden Sie auf www.absatzfonds.de. Machen Sie sich selbst ein Bild – wie unter www.absatzfonds-abschaffen.de.
Lesen Sie, wie der Preisträger des „Werner-Bonhoff-Preis-wider-den-§§-Dschungel“ 2010 diesen Fonds zu Fall gebracht hat.
2. Der Holzabsatzfonds (HAF, früher Forstabsatzfonds) war bis Sommer 2009 die zentrale Marketingeinrichtung der deutschen Forst- und Holzwirtschaft.
Laut Holzabsatzfondsgesetz hatte der HAF als Anstalt des öffentlichen Rechts den gesetzlichen Auftrag, den Absatz und die Verwertung von Erzeugnissen der deutschen Forst- und Holzwirtschaft durch Erschließung und Pflege von Märkten im In- und Ausland mit modernen Mitteln und Methoden zu fördern.
Die im Gesetz festgelegten Regelungen zur Finanzierung der Aufgaben des HAF über eine von Betrieben der Forst- und Holzwirtschaft zu entrichtende Sonderabgabe wurden im Beschluss des BVerfG vom 12.05.2009 (Az.: 2 BvR 743/01) für rechtswidrig erklärt. Der Beschluss erging im Anschluss an das von Herrn Heitlinger erwirkte Urteil vom BVerfG vom 03.02.2009. Der HAF stellte seine Arbeit zum 01.08.2009 ein.
Bürokratie-Therapie durch Ihre Kritik
Lesen Sie hier, welche Kritikschwerpunkte wir bislang aufgedeckt haben. Ihre Kritik und Kommentare bewirken den Erfolg unserer Bürokratie-Therapie.
Verhaltenskritik / „Verzwergung“
Wenn Verwaltungsmitarbeiter schablonenhaft und nicht problemlösungsorientiert handeln oder den ihnen zur Verfügung stehenden Ermessensspielraum nicht ausschöpfen bzw. keine Verantwortung übernehmen wollen, sprechen wir von „Verzwergung“. Die Mitarbeiter machen sich kleiner, als sie sind und bleiben unter ihren Möglichkeiten, ein Problem zu lösen oder gar zu vermeiden. So entstehen viele unnötige bürokratische Hürden, die durch gut geführte, motivierte Mitarbeiter gelöst oder zumindest gemindert werden könnten.
Aufgabenkritik / „Vermachtung“
Die Unfähigkeit, sich der (veränderten) Wirklichkeit anzupassen, ist eines der zentralen Probleme, die sich aus der „Vermachtung“ von Gesellschaften ergeben. Nicht selten ist der Zweck, zu dem eine Organisation einst gegründet wurde, überholt oder nicht mehr im ursprünglichen Rahmen erforderlich. Dennoch existieren zahlreiche Selbstverwaltungen (sog. Verselbstständigte Bürokratien) weitgehend unbeachtet von der öffentlichen Wahrnehmung unverändert weiter, ohne sich den Interessen und Bedürfnissen der Bürger anzupassen.
Finanzierungskritik / „Mittelver(sch)wendung“
Wie und ob Geldmittel von einer Organisation des öffentlichen Sektors zweckmäßig verwendet werden, wird von den Bürgern zunehmend kritisch betrachtet. Insbesondere dann, wenn sie durch unerwartete Zahlungsbescheide von der Existenz und/oder Zwangsmitgliedschaft in einer Organisation überrascht werden. Oft dient ein wesentlicher Teil der erhobenen Gebühren einer unangemessenen Selbstverwaltung oder anderen zweifelhaften Ausgaben. Der Beitragszahler vermisst dabei oftmals ein angemessenes Verhältnis von Kosten und Nutzen für die Beitragszahler, erst recht, wenn diese Zwangsmitglieder sind.
Organisationskritik / „Funktionärskritik“
In schlechter Organisation und schlechter Mitarbeiterführung liegen Hauptursachen für die Verzwergung der Mitarbeiter. Unternehmerische Menschen in Organisationen mit Zwangsmitgliedschaft sind häufig mit verselbstständigten Funktionären konfrontiert, die sich nicht (mehr) an der Mehrheit der Mitglieder oder Beitragszahler orientieren.
Je besser Bürokratie-Probleme sichtbar werden, desto mehr wächst der Veränderungsdruck, diese Probleme zu lösen. Die Bonhoff-Preisträger und viele andere Teilnehmer der vergangen Jahre der haben mit ihrer Kritik die betreffenden Verwaltungen zum Teil erheblich verändert oder sogar abgeschafft.
Mitmachen
- Sie verzweifeln an der Verwaltung, weil deren Mitarbeiter nicht problemlösungsorientiert arbeiten?
- Sie fühlen sich von Behörden ungerecht behandelt?
- Sie haben durch Fehlentscheidungen finanzielle Verluste erlitten?
- Sie sind genervt von Zwangsabgaben des verborgenen öffentlichen Sektors? (z.B. IHK, GEZ)
- Verwaltungsberufsgenossenschaft, gesetzliche Krankenkassen, Agentur für Arbeit etc.)
Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns und anderen Praktikern
Forschung - Hintergrund
Die Stiftungsinitiative „Unternehmer & bürokratische Hürden“ / „bureaucratic transparency“ hat die Stiftung 2005 in Kooperation mit Professoren der Humboldt-Universität zu Berlin ins Leben gerufen.
Unternehmer aus ganz Deutschland schildern uns im Rahmen dieser Initiative ihre Bürokratie-Erfahrungen. Diese Erfahrungen bereiten wir auf und stellen diese der Öffentlichkeit als Lehr- und Anschauungsmaterial mithilfe unserer Online-Fallsammlung sowie der Vergabe des „Werner-Bonhoff-Preis-wider-den-§§-Dschungel“ laufend zur Verfügung.
Der Werner Bonhoff Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird zur Gewinnung authentischen Fallmaterials unter den Teilnehmern des Mitmach-Projektes jährlich ausgelobt.
Mehr zum Vorgehen der Stiftungsinitiative und deren Wirkungskette zur Bürokratie-Therapie mit der Bonhoff-Methode finden Sie hier.
Den eigenen Diagnose- und Therapieansatz der Werner Bonhoff Stiftung beschreibt Prof. Dr. Schuppert in seinem achtseitigen Aufsatz „Dimensionen des Bürokratismus“: „Therapieansatz der Werner Bonhoff Stiftung“ als PDF.
Erläuterung des innovativen Projektansatzes der Stiftung anhand der Beispielfälle der Preisträger Günther Jauch, Georg Heitlinger und Kai Boeddinghaus: Abschlussbericht als PDF.
Das Fallmaterial der Stiftungsinitiative wurde bis Mitte 2012 unter Leitung von Prof. Dr. Gunnar Folke Schuppert strukturiert. Prof. Schuppert unterstützt die Stiftungsinitiative seit Mitte 2012 als Mitglied des Kuratoriums. Die Stiftungsinitiative wird mit dem Werner Bonhoff Preis, der Online-Fallsammlung und der Bonhoff-Börse vom Stiftungsteam und allen Teilnehmern fortgeführt.
Prof. Dr. Gunnar Folke Schuppert
war Professor der Humboldt-Universität zu Berlin und Inhaber einer Forschungsprofessur „Neue Formen von Governance“ an dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Er ist Mitglied der Hertie School of Governance und seit 2012 Mitglied des Kuratoriums und der Jury der Werner Bonhoff Stiftung.
Neueste Fälle

Nominiert 2025:
Dr. Joachim Wenzel, Essen, Nordrhein-Westfalen
Konstruktiver Protest hat sich gelohnt: Bürokratische Hürden für selbständige Lehrende und Bildungseinrichtungen abgewendet

Nominiert 2025:
Norbert Arnoldy, Hannah & Luisa GbR, Temmels, Rheinland-Pfalz
Plötzliche Kehrtwende des Gemeinderates im Bauplanungsverfahren bringt Investition nach fünf Jahren zu Fall

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